20.03.2010

MultiKulti KuliNari

Auf der Suche nach exotischen Speisen auf dem Campus der Universität der Völkerfreundschaft

Die russische Universität der Völkerfreundschaft (RUDN) feiert im Februar ihren 50. Geburtstag. Hier studieren Menschen aus unzähligen Nationalitäten und 150 Ländern. MDZ-Autorin Valentina Nikiforova erkundigte sich nach den kulinarischen Vorlieben der Studenten und Gelehrten der RUDN und verspürte neben exotischen Aromen auch den Hauch der Weltgeschichte.

Mahmud Abbas kommt nach Moskau. Völlig unbemerkt von Dmitrij Medwedew noch Wladimir Putin. Mit ein paar Hundert Rubel begibt er sich in den Südwesten der Stadt. Wir schreiben das Jahr 1982. Machmud Abbas studiert Jura und BWL und recherchiert an der RUDN zum Thema „Die Kontakte zwischen Zionismus und Nazismus 1933–1945“. Außer Abbas, der heute Präsident der Palästinensichen Autonomiebehörde ist, waren hier die Präsidenten von Guyana und Honduras, Politiker aus Brasilien, Nepal, Angola, Sri Lanka, Weißrussland, Kasachstan immatrikuliert. Heute wie damals ist die RUDN eine der prestigeträchtigsten Universitäten in Russland. Am Campus herrscht eine kosmopolitische Atmosphäre, wie sie selten in Moskau anzutreffen ist. Das Universitätsgelände auf der Uliza Miklucho-Maklaja in Moskau errinernt an einen deutschen Marktplatz: Internetbuden mit bunten Anzeigen, Asialäden mit Gewürzen aus aller Welt, türkische, italienische und arabische Imbisse bespicken die Uni-Gelände. Ein italienisches Café wirbt mit „den besten DJs der Welt“, ein Imbiss nennt sich Saku-city (etwa „Knabbern Sie“). Die bekannteste Gaststätte heißt „Devi Cafe“.

Devi ist eine hinduistische Göttin, das „Devi Cafe“ ein kultiges indisches Restaurant. Die Familie Naresh führt es seit zehn Jahren. Der unscheinbare Eintritt an der Ecke des Inter Clubs führt in den Keller. Die Einrichtung ist spartanisch, das Fernsehen empfängt indische Kanäle - alles wirkt authentisch. Die Speisekarte ist preiswert und bietet überwiegend südindische Gerichte. Die Vorspeisen kosten zwischen 45 und 440 Rubel, die teuerste Hauptspeise knapp 770 Rubel. Die Kellnerin empfiehlt eine Dal-Suppe, beim Umrühren steigen kräftige Gewürzaromen auf. Danach wird Hühnchen mit Curry im Metallteller auf Stövchen geliefert mit drei Saucen: scharfe Kokosmilch, Minze und Paprika mit Zitrone und frisches Fladenbrot mit Minze. Nach 15 Minuten richtet sich der Blick auf die Vitrine, dort ruhen fünf verschiedene Nachspeisen: Am meisten verführt eine braune tischtennisgroße Kugel auf den Tisch – Gulab Jamun, ein frittiertes Teigbällchen im Zuckersirup (60 Rubel), das gut zum Masala-Tee mit Milch (45 Rubel) schmeckt.

„Devi“ hat einen kleinen Gewürzladen, doch der Restaurant-Inhaber Naresh Senior empfiehlt die Konkurrenz „Indijskije spezii“ (Indische Gewürze) einige Hundert Meter weiter. Nach kurzer Suche betritt man die Feinschmeckerschatzkiste. Im Einkaufskorb landen eine kleine Packung rosa Pfeffer, ein diskförmig gepresster grüner Tee, Curry, kanadischer Ahornsirup, Polenta und Mandelblätter.

Im Januar weilte Mahmud Abbas wieder in Moskau und gratulierte der RUDN zum Geburtstag. Hat er am Campus gegessen? Der Stress der Geburtsgtagsvorbereitungen lässt sich spüren, als die Pressesprecherin der Universität diese Frage mit „Wer ist das?“ beantwortet. Die Presseabteilung des Kreml gibt ebenfalls keine Auskunft, denn „es gab ja kein offizielles Essen mit Dmitrij Medwedew“. Nur die palästinensische Botschaft teilt mit: „Bei seinem letzten Besuch in Moskau hatte Mahmud Abbas nicht viel Zeit und aß zu Mittag gleich im „President“-Hotel“. Dann erkundigt sich der charmante Pressesprecher nach dem Namen und der Zeitung der Anruferin - und ihrer privaten Telefonnummer. Doch die Telefonnummer der Redaktion musste erst einmal reichen.

Devi Cafe
Ul. Miklucho-Maklaja 21a
M. Jugo-Zapadnaja
Tel.: (7 495) 424 63 60

Indijskie spezii
Ul. Miklucho-Maklaja 5
M. Jugo-Zapadnaja
www.indianspices.ru
Tel.: (7 499) 739 95 29

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