13.05.2010

Feinschmecker aller Länder, vereinigt euch!

Kulinarische Geheimtipps im Allrussischen Ausstellungszentrum WWZ

In Moskau ist die unterschiedliche Atmosphäre einzelner Stadtteile sehr genau zu spüren: Im Gegensatz zum hektischen und versnobten Zentrum zeigen sich die Randbezirke in einem anderen Licht. Auf dem ruhigen und kinderfreundlichen Gelände des WWZ, der weltberühmten Ausstellungsmesse im Norden der Stadt, herrscht frühlingshafte Jahrmarktstimmung: Schon jetzt verbringen Familien, Kinder und Jugendliche die Nachmittage fröhlich gelaunt im imposanten Messepark. Doch auch gastronomisch hat die Ausstellung mehr als nur Zuckerwatte, Popkorn und Schaschlyk zu bieten. MDZ-Autorin Valentina Nikiforova hat einen Tag im WWZ zugebracht und einige appetitliche Entdeckungen gemacht.

Das WWZ (früher WDNCh) wurde 1939 als „All-Unions-Landwirtschaftsausstellung“ mit fast 100 thematischen Pavillons eröffnet. Auf einer Fläche von über 237 Hektar, also circa 230 Fußballfeldern, wurden damals die neuesten Errungenschaften der Volkswirtschaft jeder Sowjetregion präsentiert. In den 90er Jahren wurde sie in das „Allrussische Ausstellungszentrum“ umgetauft, wobei die meisten Pavillons zweckentfremdet wurden.



Heute ist das WWZ ein Messegelände mit jährlich über 150 Ausstellungen, unzähligen Attraktionen und Imbissbuden.

Im WDNCh gab es eine der ersten Kneipen der Stadt und ein Eiscafé mit äußerst seltenen Sorten. Das Angebot ist noch heute so groß wie damals, doch es gibt auch neue Besonderheiten: Pavillon Nr. 71 zum Beispiel, gleich rechts neben dem Zentralgebäude gelegen, gehört dazu. Aus „Atomenergie“ wurde „Asiamarkt“. Hier findet der Besucher neben Seidenkleidern, Porzellan und Kalligrafiepinseln eine große Auswahl chinesischen Tees. Gepresst, verpackt oder nach Gewicht zu kaufen. Gleich daneben, gegenüber dem goldenen „Brunnen der Völkerfreundschaft“, steht der Pavillon Nr. 68 „Armenien“. Im Inneren des jungen Bauwerks, das erst im Jahr 2003 eröffnet wurde, liegt ein Innenhof mitsamt Café. Im Menü: Berühmter armenischer Cognac und Wein (ab 90 Rubel), mit Kupferkannen im Sand gekochter Kaffee (110 Rubel) und armenische Süßigkeiten (ab 35 Rubel). Nur eine Treppe aufwärts befindet sich das Restaurant „Ararat“, das nach dem gleichnamigen Berg benannt ist. Im Keller gibt es armenische Lebensmittel zu kaufen: Darunter Bastruma, gepresstes und luftgetrocknetes, mit Gewürzen überzogenes und in Soßen getränktes Rindfleisch kombiniert mit Käsesorten, Gewürzen und weiteren Spezialitäten.

Auf der anderen Seite der zentralen Allee stehen der farbenprächtige Steinblumen-Brunnen und Pavillon Nr. 19. Auf seiner Rückseite befinden sich das Weinverkostungscafé „Tschascha Chajama“ und eine Pontschiki-Bude. Pontschiki sind handtellergroße, Donut-ähnliche Krapfen mit einem Loch in der Mitte ohne Füllung. Dieser Sowjet-Klassiker wird mit Puderzucker gesüßt (100 g/35 Rubel).

Im WWZ wird vielerorts Honig angeboten. Schleckermäulern wären hierbei zwei Pavillons zu empfehlen: Nr. 28 „Bienenzucht“ sowie Nr. 42 „Viehzucht“. Im ersten Pavillon präsentiert der russische Verband der Bienenzüchter unzählige Sorten Honig aus dem Altai und Baschkortostan, unter anderem Exoten wie Kürbishonig. Beide Pavillons liegen an einem Teich, der in beiden Richtungen bis zum angrenzenden Botanischen Garten reicht. Direkt am Wasser gibt es mehrere Cafés. Wer nach einem langen Spaziergang plötzlich noch etwas einkaufen möchte, kann dies gleich auf dem WWZ-Gelände erledigen. Der Pavillon „Gastronom“ befindet sich zwischen den Häusern Nr. 56 und Nr. 57. Zu Sowjetzeiten wurden hier reichlich exotische Lebensmittel feilgeboten, die es sonst nirgendswo zulande gab. Jetzt allerdings ist hier ein gemütlicher kleiner Supermarkt, dessen sowjetische Architektur und Innenausstattung sich bis heute nicht verändert haben.

Das WWZ ist bei Moskauern ein beliebter Ausflugsort. Wenn am 30. April die wunderschönen Brunnen in Betrieb genommen werden, wird das Gelände bei gutem Wetter wieder sehr gut besucht sein.

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